Wegen des Untergangs des Frachters “Grande America” ist Frankreichs Westküste von einer Ölpest bedroht. Behörden versuchen, eine Katastrophe zu verhindern, doch raue See macht ihnen zu schaffen. Neben 2.000 Fahrzeugen hatte das Schiff auch Gefahrgut an Bord.
Etwa 330 Kilometer vor der französischen Küste ist im Golf von Biskaya das Containerschiff “Grande America” am Dienstag nach tagelangem Brand gesunken. Zuvor war der aus Hamburg kommende und unter italienischer Flagge fahrende Frachter in Brand geraten. An Bord hatte das Schiff auch Gefahrgut. Der Inhalt von 45 Containern werde als gefährlich eingestuft, hatte die Meerespräfektur im Laufe der Woche mitgeteilt. Was genau, wurde nicht mitgeteilt. Das 214 Meter lange Schiff transportierte auch rund 2.000 Fahrzeuge und hatte außerdem rund 2.200 Tonnen Schweröl an Bord, wie der Sender Franceinfo berichtete.
Nach der Havarie der “Grande America” treiben nun zwei kilometerlange Ölteppiche in der Biskaya auf Frankreichs Westküste zu, die bei Touristen sehr beliebt ist. Alle Regierungsstellen an Land und auf See seien vollständig mobilisiert und arbeiteten eng zusammen, teilte die zuständige Seepräfektur mit. Mit aller Macht wollen die Behörden eine Ölkatastrophe verhindern. Doch die raue See verhindert bislang, mit dem Abpumpen von ausgelaufenem Schweröl zu beginnen.
Öl stammt aus den Treibstofftanks des Frachters
Wie die zuständige Meerespräfektur der Deutschen Presse-Agentur am Freitag mitteilte, sind sechs Schiffe an Ort und Stelle. Die beiden verunreinigten Zonen trieben westlich vom Küstenort La Rochelle im Meer.
Wir sind mit einer Ölverschmutzung konfrontiert, die früher oder später unsere Küsten erreichen wird”, sagte Umweltminister François de Rugy dem Sender Public Sénat.
De Rugy nannte als gefährdete Regionen das Département Charente-Maritime mit der Hafenstadt La Rochelle und das Département Gironde, in dessen Mitte Bordeaux liegt. Er schloss nicht aus, dass das Öl auch an die spanische Biskaya-Küste gelangen könnte.
Das Öl stammt demnach aus den Treibstofftanks des Frachters. Nach Angaben der Meerespräfektur sei die erste verunreinigte Zone etwa 13 Kilometer lang und sieben Kilometer breit. Der zweite Teppich sei rund neun Kilometer lang, ebenfalls sieben Kilometer breit und weniger kompakt als der erste. Beide seien etwa 20 Kilometer voneinander entfernt. Nach Berechnungen von Experten würden die Ölteppiche mit einer Geschwindigkeit von rund 30 Kilometern pro Tag in Richtung Osten treiben und könnten innerhalb einer Woche die Küste erreichen.
Schiff war auf dem Weg nach Marokko
Nach Angaben der Seepräfektur waren 27 Menschen an Bord des Frachters, sie wurden vom britischen Kriegsschiff “HMS Argyll” gerettet. Die “Grande America” war auf dem Weg nach Casablanca in Marokko.
Die Westküste Frankreichs zieht im Sommer viele Touristen an, beliebt sind La Rochelle, die Sandstrände der Vendée oder die Insel Île d’Oléron. In Biarritz, einem Badeort in der nähe der spanischen Grenze, will Präsident Emmanuel Macron im August den Gipfel der sieben großen Industrieländer (G7) stattfinden lassen.
Quelle: rt.com