Mindesthaltbarkeitsdatum: Norwegens Firmen stoppen Wegwerfwahn

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„Mindestens haltbar bis“ übersetzen viele Menschen mit „sicher tödlich ab“ – und so landen tonnenweise Lebensmittel im Müll, die noch verzehrbar sind. Norwegens Firmen ändern jetzt die Formulierung, um die Verbraucher zu bewussterem Konsum zu führen und der Verschwendung von Lebensmitteln Einhalt zu gebieten.

Gigantische Lebensmittelverschwendung

Auf fast allen Lebensmitteln im Supermarkt steht ein „Mindestens haltbar bis“-Datum. Dieses Datum bedeutet: Bis zu diesem Zeitpunkt garantieren die Hersteller, dass das Produkt genießbar ist. Es bedeutet nicht, dass die Lebensmittel ab diesem Stichtag plötzlich schlecht sind. Dennoch interpretieren Millionen Verbraucher das Haltbarkeitsdatum als Verfallsdatum – und werfen so völlig unnötig essbare Lebensmittel in den Müll. Eine gigantische Lebensmittelverschwendung während fast 1 Milliarde Menschen auf der Welt hungern.

Laut einer Studie des WWF gehen weltweit, wenn die gesamte Wertschöpfungskette bis hin zum Endverbraucher betrachtet wird, über 1,3 Milliarden Tonnen Nahrungsmittel verloren. Davon 18 Millionen Tonnen allein in Deutschland. Dies entspricht fast einem Drittel des aktuellen Nahrungsmittelverbrauchs Deutschlands. Davon wären über die Hälfte vermeidbar, fast 10 Millionen Tonnen. Mit anderen Worten: 10 Millionen Tonnen an genusstauglichen Nahrungsmitteln, die unter hohem Arbeits- und Ressourcenaufwand produziert worden sind, landen letztendlich irgendwo entlang der Wertschöpfungskette oder beim Endverbraucher im Müll. Von den 18 Millionen Tonnen Lebensmittelabfall sind über 60 % auf die Wertschöpfungskette – vom Produzenten bis hin zum Großverbraucher (Gastronomie, Betriebsküchen) – zurückzuführen. Fast 40 % liegen beim Endverbraucher. Dabei ist nach heutigen Kenntnissen das Vermeidungspotenzial von den insgesamt etwa 10 Millionen Tonnen vermeidbaren Lebensmittelabfällen mit fast 5 Millionen Tonnen am höchsten beim Endverbraucher.

Mindestens haltbar ist länger, als wir denken

Einer Studie der Welternährungsorganisation zufolge werden in Europa jährlich 280 Kilogramm Lebensmittel pro Einwohner weggeworfen, obwohl häufig noch nicht einmal das Haltbarkeitsdatum erreicht worden ist.

Um dem Wegwerfwahn entgegenzuwirken haben sich Molkereien in Norwegen im Januar 2018 entschlossen zumindest dafür zu sorgen, dass das Mindesthaltbarkeitsdatum auch als solches erkannt wird. „Mindestens haltbar bis, aber nicht schlecht nach“, steht nun auf vielen norwegischen Milchpackungen. Auch Sahne, Saft und Joghurt sollen künftig mit der neuen Angabe versehen werden, wie die Molkerei Tine mitteilte. Die Q-Molkerei und der Eihändler Prior haben diese Angaben bereits eingeführt. Nach Angaben der Q-Molkerei hat fast jeder dritte Norweger bereits abgelaufene Milch weggeworfen, ohne zu prüfen, ob sie noch gut ist.

Ist das Mindeshaltbarkeitsdatum vielleicht zu knapp gewählt?

Eine kurzweilige Reportage über die Suche nach Antworten in einem Good Food Store, im Labor und in der Politik.

… und Deutschland?

Bereits seit 2010 ist eine Änderung der Formulierung des Mindesthaltbarkeitsdatums auf Verpackungen immer wieder Thema, bisher haben die Debatten jedoch noch zu keinem Resultat geführt. Könnte dies vielleicht daran liegen, das Unternehmen, denen es obliegt das Datum selbst zu wählen, befürchten, dass Kunden insgesamt weniger Lebensmittel einkaufen? Was eine logische Schlussfolgerung wäre, wenn 5 Millionen Tonnen Lebensmittel in den Schränken bleiben und verzehrt werden, anstatt sie zu entsorgen.

MHD überschritten – noch essbar?

Welche Lebensmittel in der Regel unbedenklich, auch nach Ablauf des Mindesthaltbarkeitsdatums, verzehrt werden können:

Alles, was bei Raumtemperatur verkauft wird, kann ewig halten, sofern die Verpackung unbeschädigt ist.

Bei Produkten aus dem Kühlschrank oder Kühlregal, wie Joghurt oder Käse, gilt: Genau hinschauen und riechen. Sieht es gut aus? Riecht es normal? Dann ist es unbedenklich essbar.

ACHTUNG bei Fisch und Fleisch!

Bei Fisch und Fleisch bitte stets an das Verbrauchsdatum halten. Diese Lebensmittel verderben sehr schnell. Aus diesem Grund steht auf diesen Lebensmitteln auch kein Mindesthaltbarkeitsdatum, sondern ein VERFALLSDATUM.

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