Unglaublich: So produziert Japan Holz ohne Bäume zu fällen

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Die Daisugi-Methode ist ebenso wie Bonsai eine Forsttechnik, bei welcher der Mutterbaum stark zurückgeschnitten wird, so dass schmale Setzlinge nach oben sprießen können.

Für Menschen, die im Westen leben, sind wohl nur wenige andere Länder so faszinierend wie Japan. Mit seiner einzigartigen und eindrucksvollen Mischung aus Modernität und alter Kultur, natürlicher Schönheit und Urbanismus betört das Land Ausländer seit jeher.

Von seinen sagenumwobenen feudalen Traditionen bis hin zu seinen zeitgenössischen Kuriositäten ist Japan eine Nation, die in der westlichen Vorstellung stark romantisiert und idealisiert wird.

Jenseits der oberflächlichen und orientalistischen Mythologie über das sogenannte “Land der aufgehenden Sonne” ist Japan jedenfalls eine faszinierende und vielfältige Kultur, die sich von anderen abhebt.

Es ist ein facettenreiches Land, in dem überlieferte Traditionen über Jahrtausende weit zurückreichen, während Modeerscheinungen und Trends kommen und gehen, und seine hochmoderne technologische Entwicklung hat die altehrwürdigen Bräuche der ostasiatischen Nation nicht etwa verschwinden lassen.

Eine bekannte japanische Kunstform, die eine besondere Faszination im Westen auslöst ist Bonsai, eine Methode, bei der winzige Bäume entstehen, welche die Merkmale ausgewachsener Bäume im Miniaturformat imitieren. Bonsai-Bäume sind jedoch lediglich die Krone der japanischen Gartenbau- und Baumschulkunst.

Ein weiteres bemerkenswertes Beispiel ist nämlich Daisugi, eine Technik, die im Prinzip bestimmte Merkmale der Bonsai-Kunst teilt, indes sehr unterschiedliche Ergebnisse hervorbringt.

Besagte Forsttechnik geht auf das 14. Jahrhundert zurück und konzentriert sich in ihrer Anwendung auf den Kitayama-Zedernbaum und die Kitayama-Sugi (Japanische Sicheltanne), die mit ihrem dichten Bewuchs typisch typisch für die grünen und malerischen Berge von Nord-Kyoto sind.

Das Holz dieser unübertroffenen Bäume ist seit langer Zeit ein Hauptelement der japanischen Architektur, von traditionellen Holzdächern und Balken bis hin zu den berühmten Teestuben von Kyoto.

Was die Daisugi-Methode jedoch so besonders überzeugend macht, ist die Tatsache, dass die Kitayama-Zedern dabei völlig gerade wachsen und nicht die Astansätze üblicher Wildbäume aufweisen.

Dies liegt daran, dass bei der Daisugi-Technik, ähnlich wie bei der Bonsai-Methode, der Förster den Mutterbaum stark beschneidet, wodurch schmale Setzlinge nach oben herauswachsen können.

Das Ergebnis dieser markanten und uralten Bäume ist eine charakteristische japanische Zeder von gedrungener Form, die wie ein Kandelaber mit vielen kleineren entstehenden Bäumen verästelt ist – fast wie ein Wald auf einem großen Zedernbaum.

Die Methode ist in dem unebenen Land in der Region Kitayama ausserordentlich sinnvoll, so dass Baumpfleger diese Methode nutzen konnten, um in einem Gebiet, in dem geeignetes flaches Land extrem knapp ist, eine grosse Menge Holz anbauen und ernten zu können.

Auf diese Weise können die einheimischen Meister der Baumzucht alle zwanzig Jahre die begehrte Daisugi-Zeder ernten, während der Mutterbaum Jahrhunderte lang steht.

Über die Generationen hinweg ernten Holzfäller reifes Holz von diesen Bäumen und fördern neue Triebe, die jeweils zu wunderschönen eigenen Zedern heranwachsen, die ganz und gar einzigartig aussehen.

In den letzten Jahrhunderten hat die Nachfrage nach Daisugi-Zeder jedoch abgenommen, da neuere Architektur- und Bautechniken weniger Holz zu verwenden pflegen.

Mittlerweile sind die Zedern eigenständig gewachsen und haben eine erstaunliche Vielfalt an riesigen Stämmen und knorrigen Ästen entwickelt, welche die nördliche Hügellandschaft von Kyoto bedecken.

Das Ergebnis ist ein Wald fast wie aus einer anderen Welt, der von den wirtschaftlichen Bedürfnissen der blühenden alten Hauptstadt des kaiserlichen Japans geprägt ist, welche die Natur auf nachhaltige Weise meisterte, was zugleich der ästhetischen Brillanz der japanischen Kultur entsprach.

 

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