Was tun, wenn ein Vogel gegen eine Fensterscheibe geflogen ist? Und wie kann man es künftig verhindern?

Dass ein Vogel gegen eine Scheibe fliegt, passiert leider immer wieder. So können Sie es verhindern und den Tieren nach der Kollision helfen.

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Eine schnelle Bewegung vor dem Fenster, gefolgt von einem dumpfen Schlag und einem Schreck: Fliegt ein Vogel gegen die Glasscheibe, liegt er danach nicht selten regungslos auf dem Boden. Auch wenn man Sicherheitsmaßnahmen gegen Vogelschlag ergreift, kann es vorkommen, dass ein Vogel gegen eine Scheibe fliegt und bewusstlos vor ihr liegen bleibt. Doch die gute Nachricht: Mit einfachen Maßnahmen kannst du dem Tier helfen, sich zu erholen.

Menschengemachte Objekte können schnell zu einem Problem für viele Tierarten werden. Fische fressen Plastikteilchen, Igel geraten unter Mäh-Roboter und Rehe werden Opfer im Straßenverkehr.

Vögel erkennen das Glas von großen Fenstern und Wintergarten-Wänden nicht als Hindernis.

Große Glasscheiben sind eine große Gefahr für Vögel

Für Vögel stellen insbesondere Glasscheiben eine große Gefahr dar. Laut Angaben des NABU kommen jährlich rund 100 Millionen Vogel allein in Deutschland durch den Schlag gegen eine Scheibe um. Für die Tiere ist Glas ein unsichtbares Hindernis, durch das sie glauben hindurch fliegen zu können. Spiegeln sich darin sogar noch Pflanzen oder der blaue Himmel, lockt das die Vögel umso mehr.

Peng – und schon ist es passiert: Ein Vogel ist gegen die Fensterscheibe geflogen und liegt nun reglos am Boden. Jetzt ist schnelles Handeln gefragt

Erste Maßnahmen: Schnelle Untersuchung

Ob der Vogel noch lebt, stellen Sie fest, indem Sie ihn auf Lebenszeichen untersuchen. Diese sind ähnlich, wie bei einem Menschen: Anzeichen von Atmung, Puls oder Herzschlag. Die Herzfrequenz von Vögeln ist übrigens deutlich höher als die eines Menschen. Sie können dem Vogel auch mit einer Taschenlampe (z.B. im Handy) kurz ins Auge leuchten, um zu sehen, ob die Pupille auf das Licht reagiert.

Der Vogel lebt noch! Und nun?

  • Bereiten Sie einen Karton vor, indem Sie ihn mit Löchern für Luft und Licht versehen und dessen Boden mit einem alten Handtuch oder Kleidungsstück polstern. Legen Sie den Vogel vorsichtig hinein und verschließen Sie den Karton.
  • Ist der Vogel offensichtlich verletzt oder flugunfähig, bringen Sie ihn in dem Karton schnellstmöglich zu einem Tierarzt.
  • Hat der Vogel keine sichtbaren Verletzungen, stellen Sie den verschlossenen Karton an einen ruhigen Ort, an dem er außerdem vor Fressfeinden wie Katzen sicher ist.
  • Hat sich der Vogel nach ungefähr einer Stunde wieder erholt und ist fit genug, können Sie ihn im Freien aus dem Karton entlassen.
  • Ist der Vogel nach zwei Stunden noch immer bewusstlos oder hat er sich merklich nicht vollständig erholt, ist es an der Zeit, sich an einen Tierarzt zu wenden.
Oft leben die kleinen Kerlchen noch, sind aber bewusstlos.

In seltenen Fällen erleiden die Vögel auch innere Blutungen, die nach mehreren Minuten bis Stunden zum Tode führen können, daher ist grundsätzlich Vorbeugen immer besser als helfen. Einfaches Hilfsmittel stellen aufklebbare Muster an Scheiben dar (dazu mehr später im Artikel).

Schnellinfo von wildvogel-rettung.de:

Ist der Vogel:  sichtbar verletzt, flugunfähig, benommen/schwankend oder ohnmächtig?

  • benommen, schwankend oder ohnmächtig, sonst unverletzt:  Mit hoher Wahrscheinlichkeit liegt eine Gehirnerschütterung vor.  Ggf. verstirbt der Vogel innerhalb der nächsten Stunde.
    sofort 
    aufnehmen > in ein kleines, ausgepolstertes, dunkles Behältnis setzen > an einem ruhigen Ort bei normaler Zimmertemperatur (nicht zu warm) abstellen > mind. 2 Std. komplett ungestört in Ruhe lassen.
    Wenn der Vogel sich komplett erholt hat und wieder topfit wirkt (Flugfähigkeit in einem überschaubaren Raum mit abgehängten Fenstern und Spiegeln testen) > am Fundort wieder in die Freiheit entlassen. Wenn der Vogel sich etwas erholt, aber “angeschlagen”  oder unverändert bleibt > Ausführungen zu Gehirnerschütterung lesen (Sie stehen im link im ersten Teil) und ggf.  Tierarzt kontaktieren.
  • sichtbar verletzt:  aufnehmen > in ein kleines, ausgepolstertes, dunkles Behältnis setzen > zum Tierarzt bringen > gesund pflegen >oder Pflegestelle suchen
  • flugunfähig, sonst offenbar fit: es liegt mit hoher Wahrscheinlichkeit  eine Zerrung, Prellung oder Bruch vor > aufnehmen > in ein kleines, ausgepolstertes, dunkles Behältnis setzen > zum Tierarzt bringen > gesund pflegen >oder Pflegestelle suchen

Wie kann man Fensterscheiben für Vögel sicherer machen?

Die schnellste und kostengünstige Methode wäre es, einfach aufs Fensterputzen zu verzichten. Die Spiegelungen in den Scheiben wären weg und die Vögel würden sie als Hindernis erkennen und nicht dagegen fliegen.

MIt einfach Stickern kann man Vögel vom Fliegen gegen Glassscheiben verhindern.

Da diese Methode leider wenig alltagstauglich ist, kann man aber einiges tun, um einen ähnlichen Effekt zu erreichen und die Scheibe für Vögel sichtbar zu machen, ohne sich dabei die Sicht nach draußen oder den Lichteinfall in die Wohnung komplett zu blockieren. Geeignet sind aufklebbare Muster in Form von speziellen Folien oder Klebestreifen, die man zum Beispiel als “Bird-Tape” bekommt. Gut bewährt haben sich senkrechte Streifen oder enge Punktmuster. Aufgeklebte Silhouetten von Raubvögeln helfen nicht wirklich, Vögel sehen darin keine Feinde und fliegen oft direkt neben den Aufklebern vor die Fensterscheibe – wenn sie die Aufkleber überhaupt sehen, was etwa in der Dämmerung leider selten der Fall ist. Als besonders effektiv haben sich helle Muster vor dunklem Hintergrund oder umgekehrt erwiesen und auch sämtliche Aufkleber in Orange. Gut sind auch milchige, also halbtransparente Klebestreifen.

Viele kleine Aufkleber sind besser als wenige große, bei denen man als Vogelschutz schon ein Viertel der Fensterscheibe abdecken müsste, bei schmalen Streifen oder Punkten reichen wenige Prozent der Glasfläche. Wichtig ist, die Muster von außen aufzukleben, sonst wird die Spiegelung nicht verhindert. Wer seine Fensterscheiben nicht bekleben möchte, erreicht mit hellen Vorhängen, Außen- oder Innenjalousien oder Fliegengittern ähnliche, allerdings schwächere Effekte.

iStock/deepblue4you
Auf großen Glasscheiben werden gerne Silhouetten von Raubvögeln aufgeklebt, die verhindern sollen, dass Vögel dagegen fliegen. Wirklich effektiv sind diese aber nicht

Damit im Winter kein Vogel vom Vogelhaus im Garten gegen eine Scheibe fliegt, sollten Sie es nicht in Fensternähe aufstellen, auch wenn man das quirlige Treiben der Tiere natürlich am liebsten vom warmen Fenster aus beobachten möchte. Das geht aber auch mit dem Fernglas aus etwas Entfernung genauso gut. Wenn das Vogelhaus am Fenster stehen soll, dann wenigstens einen Meter von der Scheibe entfernt, sodass die Tiere bei einem Panikstart nicht mit hoher Geschwindigkeit gegen das Glas knallen.

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