EILMELDUNG: Japan genehmigt Ableitubg von radioaktivem Fukushima-Wasser ins Meer

Elf Jahre nach der Nuklearkatastrophe geht dem Atomkraftwerk der Lagerraum für kontaminiertes Kühlwasser aus. Jetzt ist es nicht mehr aufzuhalten: Bald wird es ins Meer geleitet werden.

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Die japanische Atomaufsichtsbehörde hat den Plan des Kraftwerksbetreibers Tepco, 1,25 Millionen Tonnen aufbereitetes tritiumhaltiges Kühlwasser aus dem zerstörten Kernkraftwerk Fukushima Daiichi in verdünnter Form in den Pazifik einzuleiten, grundsätzlich genehmigt. Die endgültige Genehmigung wird dann nach einer öffentlichen Anhörung erwartet.

Die japanische Atomaufsichtsbehörde hat den Plan des Kraftwerksbetreibers Tepco, 1,25 Millionen Tonnen aufbereitetes tritiumhaltiges Kühlwasser aus dem zerstörten Kernkraftwerk Fukushima Daiichi in verdünnter Form in den Pazifik einzuleiten, grundsätzlich genehmigt. Die endgültige Genehmigung wird dann nach einer öffentlichen Anhörung erwartet.

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Tritium kann nicht herausgefiltert werden

Das Problem: Das stark verstrahlte Wasser wird aufgefangen und 62 Isotope werden durch ein Reinigungssystem entfernt. Kohlenstoff-14 und insbesondere Tritium, ein radioaktives Isotop, das aus drei Wasserstoffatomen besteht, können jedoch nicht herausgefiltert werden. Tritium ist zwar nicht hochgradig radiotoxisch, aber es kann im Körper gespeichert werden.

Die Lösungen für das Problem von Tepco sind seit Jahren bekannt: Verdampfen des Abwassers oder Ableiten. Experten der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) und japanische Fachleute empfahlen die Einleitung ins Meer als einfachere und bewährte Lösung. Diese Methode wurde bereits in anderen Kernkraftwerken auf der ganzen Welt angewandt, wenn auch nicht in diesem enormen Ausmaß.

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Doch das in Tokio ansässige Energieversorgungsunternehmen Tepco und die japanische Regierung zögerten die Entscheidung lange hinaus. Denn die empfohlene Option stieß nicht nur im eigenen Land auf Widerstand. Sie verschärfte auch außenpolitisch den Konflikt mit dem benachbarten Korea. Koreas frühere Linksregierung und dortige Bürgerinitiativen protestierten gegen den Plan, weil sie befürchteten, dass die Fernentladung auch die koreanischen Fischgründe verseuchen würde.

Elf Jahre nach der dreifachen Kernschmelze in dem havarierten Atomkraftwerk wollen 77 Prozent der Koreaner, die an einer Umfrage der japanischen Agentur für Wiederaufbau teilnahmen, immer noch keine Produkte aus Fukushima kaufen. Das ist der mit Abstand höchste Wert in Asien.

Stark verdünnt und in tiefere Meeresregionen

Sowohl in Japan als auch unter koreanischen Nuklearexperten werden die Bedenken hinsichtlich der Strahlung als unbegründet angesehen. Denn der Plan von Tepco sieht vor, das Wasser stark zu verdünnen und über 30 bis 40 Jahre langsam ins Meer abzuleiten. Außerdem soll das Wasser über einen noch zu bauenden Tunnel etwa einen Kilometer von der Küste entfernt in tieferen Regionen ins Meer geleitet werden.

Auf diese Weise will Tepco sicherstellen, dass die Strahlenbelastung des Abwassers bei der Einleitung nur einen Bruchteil der japanischen Grenzwerte für Trinkwasser beträgt. In den Augen der IAEA erfüllen die Japaner damit auch die internationalen Anforderungen. Dies erklärte der geschäftsführende Direktor der IAEA, Rafael Mariano Grossi, Ende April.

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“Japan hat bei seinen Vorbereitungen erhebliche Fortschritte gemacht”, sagte Grossi bei der offiziellen Vorstellung des Berichts eines Expertenteams. “Die Arbeitsgruppe ist überzeugt, dass TEPCO und METI die geeigneten nächsten Schritte für die für 2023 geplante Wasserableitung identifiziert haben”, sagte er.

Die IAEO plant, weitere Arbeiten zu verfolgen. Auch Tepco hat noch eine Menge Arbeit vor sich. Nach der öffentlichen Anhörung muss das Unternehmen von der zuständigen Gemeinde eine Baugenehmigung für den Tunnel einholen. Außerdem will der Stromerzeuger die Anwohner und insbesondere die skeptischen Fischer von dem Vorhaben überzeugen, die Umsatzeinbußen befürchten. Der zitierten Umfrage zufolge ist die Sorge jedoch unbegründet. Ohne die Einleitung des Wassers wollen 13 Prozent der Japaner keine Meeresfrüchte aus Fukushima kaufen, mit der Einleitung sind es 14 Prozent.

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