Was unser Konsum uns wirklich kostet (außer Geld)

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Von nachhaltig-sein

„Das kaufe ich mir.“

„Brauchst Du es denn?“

„Naja, ist schon ganz praktisch. Es kostet ja eh nicht viel.“

Seien wir ehrlich. Wir allen haben das schon mal gesagt. Aber was kostet uns unser Konsum wirklich?

Eine Sache kostet das, was wir dafür bezahlen. Die Kenngröße für Konsum ist daher der monetäre Wert in Euro. Diese Kosten kennen wir. Damit kennen wir aber nur eine Seite des Konsums.

Es geht um die andere Seite. Um einen Perspektivenwechsel für Minimalismus-Interessierte und für Minimalisten. Hier geht es darum, dass Kosten mehr als Geld sind und darum, wie man den Konsum von materiellen Dingen noch quantifizieren könnte und sollte. Die 6 anderen Kosten unseres „Zeugs“.

1. Die Kosten der Umwelt

So wie wir und/oder unsere Kinder die Staats-Schulden irgendwann bezahlen müssen, müssen wir auch die Kosten für die Umwelt irgendwann bezahlen. Wahrscheinlich sogar deutlich früher als wir glauben. Und in manchen Teilen der Welt, muss die Bevölkerung schon heute den Preis für unseren Konsum zahlen, z.B. in Form von Dürren und damit Hungersnöten oder in Form von Luftverschmutzung und damit Gesundheitsbelastungen.

Entnommen der Erde, ob bei Holz aus einem Wald, ob bei Metall aus einer Mine oder ob bei Plastik aus einer Ölquelle, jeweils irgendwo auf dieser Welt, hat das Produkt sein Leben begonnen. Diese für das Produkt entnommenen Ressourcen bleiben der Welt für immer entnommen. Und irgendwann werden sie uns fehlen.

Es gilt: 1.) Am besten für die Umwelt ist der Verzicht. 2.) Je weniger, desto besser. 3.) Wenn es dann doch gebraucht wird, auf Siegel im Sinne einer nachhaltigeren Herstellung achten.

 

2. Die Kosten der Wertschöpfung

Was kostet ein Apfelmus? Die übliche Antwort ist 1,50 Euro.

Eine andere Antwort ist ca. 2-3h Arbeit: Äpfel pflücken, waschen, klein schneiden, aufkochen, abschmecken, Gläser auskochen und Apfelmus abfüllen.

Durch die Globalisierung und der ständigen Verfügbarkeit von fast allem, verlieren wir das Bewusstsein für den Wertschöpfungsprozess. Bei allen was wir kaufen, haben sich andere Unternehmen damit beschäftigt – es gut zu machen. Selten macht ein Unternehmen alles. Nachdem all die Bestandteile des Produktes von unterschiedlichen Orten zusammengebracht und montiert wurden, wird es zu uns in unseren Laden transportiert, wo wir es abholen oder es uns erneut schicken lassen. Was für die einen – die Mitarbeiter der herstellenden Unternehmen – ihre Arbeit ist, ist für uns nur „ein Produkt“.

Ist aber dieses Produkt unser Apfelmus, das wir in mühsamer Arbeit selbst hergestellt haben, wissen wir es viel mehr zu schätzen. Wir sollten uns daher vor jedem Kauf überlegen, von wem diese Sache wo mit welchem Aufwand es hergestellt wurde, bevor wir es achtlos erwerben (ohne es wirklich zu brauchen).

 

3. Die Kosten des Aufbewahrens

Lange haben wir es vor uns hergeschoben. Wir haben keine Lust drauf, aber es ungetan zu lassen belastet uns. Denn ist es getan, fühlen wir uns viel besser. Nicht mehr so eingeengt. Von was rede ich: Vom Ausmisten.

Es besitzt schon eine gewisse Ironie, dass wir uns in einer ausgemisteten Wohnung wohler fühlen, aber doch leichtfertig neue Dinge kaufen, für die wir wieder den freien Platz nutzen müssen.

Ist die Sache gekauft, fällt uns unsere Wahrnehmung in den Rücken: Das alte „es ist schon recht voll hier“, wird das neue „naja, wir haben doch noch Stauraum“, denn schließlich konnten wir den neue Sache auch noch unterbringen. Und schon ist der Weg frei, uns Schritt für Schritt weiter zuzustellen.

 

4. Die Kosten des Mehr-Wollens

Gehen die gekauften Dinge mal kaputt, müssen wir uns – auch wenn wir es nie wirklich gebraucht haben – einen Ersatz kaufen.

Irgendwann glauben wir, dass das, was wir uns damals gekauft haben, gut genug war, aber jetzt nicht mehr. Vielleicht hat jemand, den wir kennen, sogar ein besseres Modell, der „voll zufrieden damit ist“ und „es jedem empfehlen kann“. Oder gibt es eine „wichtige“ Erweiterung. Und schon kaufen wir es. Das Alte verkaufen wir „ganz nachhaltig“ bei Ebay. Und schon ist das Gewissen rein.

Aus dem einen Kauf werden so viele weitere Käufe.

 

5. Die Kosten der Entsorgung

Nicht immer können wir den alten Sachen ein 2. Leben schenken und den Lebenszyklus verlängern, indem wir es weitergeben oder -verkaufen. Bewahren wir es nicht auf, landet es auf dem Müll.

Im Jahr 2013 hat jeder Deutsche pro Kopf einen Müllberg von 453 kg zurückgelassen. Die Recyclingquote liegt aber nur bei 66,4%. Der Rest wird verbrannt. Zudem bedeutet Recycling nicht, dass daraus wieder das gleiche Produkt werden kann. Vielmehr wird z.B. aus einer Plastikflasche ein Fleece-Pullover. Wird dieser dann nicht mehr gebraucht und richtig entsorgt, kann vielleicht noch ein Putzlappen daraus werden bis dieser Lappen dann verbrannt wird.

Solange wir noch keine Kreislaufwirtschaft erreicht haben, in der aus unserem weggeworfenen Produkt die Rohstoffe zurück-gewonnen werden können, um es (zumindest mehrheitlich) erneut wieder herzustellen, fallen hier immense Kosten an.

 

6. Die Kosten der Abhängigkeit

Wenn wir nicht wissen was uns im Leben wichtig ist, z.B. Zeit mit Familie, Freunde treffen, sich bewegen, Buch lesen oder sinnhaft handeln, und dies auch umsetzen, dann können wir nie glücklich werden.

Wir versuchen diese Unwissenheit mit dem Kauf materieller Dinge, die wir toll finden, zu schließen. Sie zu kaufen gibt uns ein positives Gefühl, eine Zufriedenheit. Ohne fehlt uns etwas. Wir werden abhängig von unserem Zeug.

Unser Zeug besitzt uns und unsere Zufriedenheit. Wollen wir das?

Sind die besten Dinge im Leben wirklich Dinge, die wir kaufen können?

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