Stadt legt 22 Hektar große Blühwiese für Bienen und Insekten an

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Initiative eines Landwirts – Gemeinderat beschließt einjährige Pilotphase – Langfristiges Projekt angedacht

Nicht kleckern, sondern klotzen, ist die Devise des Walldorfer Gemeinderats und der Stadtverwaltung, wenn es um Maßnahmen gegen das Insektensterben geht. Deshalb hat man gerne die Initiative eines Walldorfer Landwirts aufgegriffen, eine Fläche von stolzen 22 Hektar aus der landwirtschaftlichen Nutzung herauszunehmen und darauf längerfristig Blühflächen für Bienen und andere Insekten anzulegen.

Bei jährlichen Kosten von maximal 45.000 Euro beschloss der Rat einstimmig, wie von der Verwaltung vorgeschlagen, zunächst eine einjährige Pilotphase. “Eine Herzensangelegenheit für den Landwirt und für uns”, sagte Stadtbaumeister Andreas Tisch – und auch für den Gemeinderat, wie aus den Stellungnahmen deutlich wurde.

Auf den Flächen, die sich mit sieben Standorten (zwischen 0,7 und 4,8 Hektar groß) über das große Feld westlich der Autobahn A5 verteilen, sollen spezielle Saatmischungen zum Einsatz kommen, die auf die Thematik der Insektenvielfalt abgestimmt sind und neben Kulturpflanzen heimische Wildkräuter enthalten.

Mit ihnen soll bis in den November ein Blüten- und Nahrungsangebot vorhanden sein, von dem neben Insekten auch Feldlerche, Rebhuhn, Hase oder Fasan profitieren. Bis zum Herbst will man Erfahrungen sammeln und dann eine weitere Laufzeit vereinbaren. Drei bis fünf Jahre sind zunächst angedacht, um langfristige Effekte zu erreichen.

Auf einem Teil der Flächen möchte der Landwirt ab Februar 2020 wieder Getreide oder andere Feldfrüchte anbauen, sodass als Ersatz andere Flächen hinzukämen, aber permanent 22 Hektar für Blühflächen zur Verfügung stünden. Mit einem Monitoring soll die Wirkung der Maßnahme beleuchtet werden, auch um die Arten festzustellen, die dann künftig auf diesen Flächen leben.

Wie der Stadtbaumeister deutlich machte, wird die Stadt mit dem Landwirt einen Dienstleistungsvertrag schließen, nach dem dieser einen Betrag analog dem entgangenen Ertrag für den Anbau von Mais oder Gemüse erhält. “Die Auszahlung ist an den Erfolg gekoppelt”, liegt das unternehmerische Risiko beim Landwirt, der bei einem erfolgreichen Aufwuchs der entsprechenden Blühflächen mit 1500 Euro je Hektar bezahlt wird, bei mehrjährigen Aussaaten ab dem zweiten Standjahr dann mit 1200 Euro.

Dazu kommen für die Stadt Kosten fürs Saatgut und die Pflegegänge – vorgesehen sind ein Schnitt ohne Abräumen der Flächen im September oder jeweils ein Mulchgang im Februar. Pflanzenschutzmittel und Dünger dürfen nicht zum Einsatz kommen, wie auch Bürgermeisterin Christiane Staab noch einmal betonte.

“Wir sind begeistert von dieser Idee”, sagte Dr. Gerhard Baldes (CDU), man bekomme “eine Menge” für das investierte Geld und habe “als Kommune die einmalige Chance, eine große Fläche umzuwandeln”. Er sah “einen wichtigen Baustein, die Artenvielfalt zu erhalten und zu verbessern”. Darüber hinaus könne man sich auch vorstellen, dass Bürger Patenschaften über weitere Blühflächen übernehmen.

Für Petra Wahl (SPD) ist das “Insektensterben in aller Munde”, umso wichtiger sei es, “auf kommunaler Ebene kleine Bausteine zu setzen”. Den Ausgaben könne ihre Fraktion gerne zustimmen, daneben hoffe man, “dass die angrenzenden Landwirte beim Einsatz von Pestiziden Rücksicht nehmen”. Die SPD wolle ohnehin in Kürze einen Auftrag auf “eine pestizidfreie Kommune” stellen.

Horst Dobhan (Grüne) sagte, es gebe auch “ein oder zwei Nicht-Landwirte”, die nach seiner Kenntnis ebenfalls solche Flächen anbieten würden. Sie sollte man “genauso behandeln”. Zudem könne er sich einen öffentlichen Aufruf vorstellen, um weitere Interessierte zu finden. Für Dr. Günter Willinger (FDP) ist “das ganze Projekt ein Selbstläufer”. Deshalb stimme auch seine Fraktion selbstverständlich zu.

Auf dieser Fläche westlich der A5 wurde bereits mit der Aussaat begonnen: Hier soll wie auf insgesamt 22 Hektar eine Blühwiese entstehen, von der Bienen und andere Insekten profitieren. Die Initiative eines Walldorfer Landwirts wird von der Stadt aufgegriffen und finanziert. Foto: Pfeifer

So wie auf dieser Blumenwiese entlang der Wieslocher Straße in Walldorf soll es bald auf Flächen von zusammen 22 Hektar Größe westlich der A5 aussehen. Foto: Pfeifer

Quelle: rnz.de

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