Schweden geht der Müll aus – Und importiert jetzt sogar Müll von anderen Ländern

Schweden geht der Müll aus und importiert welchen aus anderen Ländern zur kohlenstoffneutralen Energiegewinnung

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Wieder einmal beweist ein nordisches Land, dass es nicht nur bei den Menschen – und Tierrechten, bei der Wirtschaft, bei dem Sozial- und Krankensystem, sondern nun auch beim Recycling eine Vorreiterrolle für die Welt inne hat.

Viele Länder in der Welt kämpfen darum, mit dem Müll zurecht zu kommen, den sie produzieren. Besonders in den Entwicklungsländern sind überquellende Mülledeponien häufig vorzufinden. Diese Länder sind nicht dazu in der Lage, ihren Abfall zu recyceln oder ihn für irgendeinen nützlichen Zweck zu verwenden. Der Müll lagert auf den Deponien und verschmutzt die Umwelt, wodurch er nicht nur bei der Umwelt, sondern auch bei den Menschen Schäden anrichtet.

Aber in Schweden laufen die Dinge etwas anders. Die schwedische Regierung hat nachhaltigen Ressourcen im Land die höchste Priorität eingeräumt. Zum Beispiel wird das Land allmählich zu einer treibenden Kraft bei der Erzeugung erneuerbarer Energie. 1991 wurde Schweden das erste Land der Welt, das fossile Brennstoffe mit einer hohen Steuer belegte. Heute erzeugt das Land mehr als die Hälfte seiner Elektrizität aus erneuerbaren Quellen. Abgesehen davon verfolgt Schweden einen ehrgeizigen Plan, demzufolge es bis 2040 vollständig auf erneuerbare Energie umgestellt haben wird.

Das Land demonstriert, dass es tatsächlich zu einem Synonym für Nachhaltigkeit geworden ist. Seit 2014 hat Schweden in Bezug auf seine Abfallentsorgung einen sehr radikalen Ansatz verfolgt. Das Land verwertet 99% seines Mülls wieder – indem es einen Großteil des Abfalls in Energie umwandelt. Die Energie wird in einer Feuerungsanlage bei einem als Veraschung bekannten Prozess aus brennendem Müll gewonnen. Die Veraschung ist ein Abfallentsorgungsvorgang, der die Verfeuerung von organischen Materialien beinhaltet, die in den Abfallmaterialien enthalten sind. Die Veraschung und andere Müllentsorgungsmethoden unter dem Einfluss hoher Temperaturen werden als „thermische Aufbereitung“ bezeichnet. Die Veraschung von Abfallmaterialien wandelt den Abfall in Asche, Rauchgas und Hitze um.

Das aus diesem Vorgang neu gewonnene Gas wird dann dazu genutzt, um Turbinengeneratoren anzutreiben, die Elektrizität und Wärme für die Menschen produzieren. Dies ist bekannt als das Prinzip der Ersatzbrennstoffkraftwerke (EBS). Schweden hat eine Gesamtzahl von 32 EBS-Kraftwerken, die sich überall im Land befinden.

Laut den Statistiken von Schwedens nationalem Abfallverband Avfall Sverige, versorgen die EBS-Kraftwerke rund 950.000 Haushalte mit Wärme. Die Kraftwerke beliefern auch 260.000 Haushalte im ganzen Land mit Elektrizität.

„Der einzige Brennstoff, den wir benutzen, ist Abfall. Er stellt ein Drittel der Wärme für die Haushate in dieser Region zur Verfügung“, sagte Christian Löwhagen, ein Sprecher von Renova, einem lokalen Energieversorgungsunternehmen, das sich im Besitz der Regierung befindet und eines der EBS-Kraftwerke betreibt.

Obwohl Kritiker sagen, dass das EBS-Projekt Schwedens durch die Müllverbrennung wahrscheinlich die CO2-Emissionen in der Atmosphäre erhöhen wird, sagen Experten, dass der Vorgang mehr saubere Energie erzeugt als die Verbrennung von Kohle. Es heißt, dass ungefähr zwei Drittel der CO2-Emissionen des EBS-Projekts wie Biomasse behandelt werden und als kohlenstoffneutral angesehen werden.

Dies bedeutet, dass das Projekt für das Land zu einer Erfolgsgeschichte geworden ist. Aber indem das Land einen Erfolg für sich verbuchen kann, geht ihm gleichzeitig die Ressource aus, die es zur Erzeugung der Energie benötigt. Im Unterschied zu anderen Ländern, wo Müll zu einem allgemeinen Ärgernis geworden ist, wird Abfall in Schweden einer effektiven Verwendung zugeführt.

Das Land importiert daher Müll, um sein Defizit auszugleichen. Private Unternehmen können Müll zur Energiewgewinnung importieren und verbrennen.

„Die Schweden sind angetan davon, draußen in der Natur zu sein und sie sind sich dessen bewusst, was wir in Bezug auf die Natur und Umweltfragen tun müssen. Wir arbeiten seit Langem an Kommunikationstechniken, um den Leuten bewusst zu machen, dass sie draußen nichts wegwerfen sollen und damit wir recyceln und wiederverwerten können. Das ist ein entscheidender Grund dafür, warum wir dieses Fernwärmenetzwerk haben, damit wir die Wärme aus den Müllverbrennungsanlagen nutzen können. Im südlichen Teil Europas nutzen sie Müll nicht zur Wärmegewinnung, sondern sie geht einfach durch den Schornstein verloren. Hier nutzen wir ihn als Ersatz für fossile Brennstoffe“, sagte Anna-Carin Gripwall, Direktorin für Kommunikation bei Avfall Sverige.

Schweden importiert Müll aus vielen Länder der Europäischen Union (EU). Diese Länder liefern kostenlos Müll nach Schweden. Es gibt in EU-Ländern ein Verbot für Mülldeponien, und daher schicken die Länder lieber ihren Müll nach Schweden als eine Art Dienstleistung, anstatt dafür eine Geldstrafe zu bezahlen. Jedoch lernen einige EU-Länder von Schweden. Manche haben damit begonnen, Verbrennungsanlagen zu bauen, um ebenfalls ihren Müll zur Energieerzeugung zu verwenden. Dies bedeutet, dass in Schweden in naher Zukunft der Müll knapp werden wird.

Aber das Land bereitet sich darauf vor, wenn es mit der Situation konfrontiert wird, dass es nicht länger Müll aus dem Ausland bekommt. The Independent berichtet, dass schwedische Kommunen individuell in futuristische Müllsammlungstechniken wie automatisierte Vakuumsysteme in Wohnblocks investieren, die dafür sorgen sollen, die Notwendigkeit des Transports zu beseitigen, sowie unterirdische Containersysteme, die Platz auf den Straßen freigeben und jede Art von Gerüchen vermeiden. Dies würde eine effektive Müllsammlung ermöglichen, wodurch der gesamte Müll für das Land von Bedeutung wäre.

Schweden hat unter Beweis gestellt, dass es die Fähigkeiten besitzt, die Umwelt in einem gutem Zustand zu erhalten. Wahrscheinlich ist es an der Zeit, dass andere Länder damit beginnen, von Schweden zu lernen. Das Land hat ein immenses Potenzial der Nachhaltigkeit und andere Länder könnten sich dies leicht zunutze machen. Länder, die Probleme damit haben, verantwortungsvoll mit ihrem Mül umzugehen, könnten Schweden deswegen kontaktieren, wie man ihn in eine nützliche Ressource verwandelt.

Verweise:

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