Gretas Aufstand

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Am ersten Tag saß sie einsam und allein vor dem Schwedischen Reichstag, ein kaum 1,50 Meter großes Mädchen mit zwei Zöpfen, einem lila Rucksack, Wut im Bauch. Und einem Schild im Arm. “Skolstrejk för klimatet”, stand darauf: “Schulstreik für das Klima.”

Es war der 20. August, der erste Schultag in Stockholm nach dem heißesten Sommer, den weite Teile Schwedens je erlebt hatten. Aber Greta Thunberg, 15 und schulpflichtig, ging nicht zum Unterricht. Sondern zum Parlament des Königreichs Schweden, das in drei Wochen neu gewählt werden sollte. Sie hockte sich auf den Steinboden vor das Gebäude oder sie verteilte Handzettel. Mit dem Text:

“Wir Kinder tun oft nicht das, was ihr uns sagt. Wir tun das, was ihr tut. Und weil ihr Erwachsenen auf meine Zukunft scheißt, tue ich das auch. Mein Name ist Greta, und ich bin in der neunten Klasse. Und ich bestreike die Schule für das Klima bis zum Tag der Wahl.”

Sie hat es durchgezogen. Drei Wochen lang hat Greta Thunberg Tag für Tag die Schule geschwänzt. Anfangs wollten Lehrer sie davon abbringen, später solidarisierten sie sich mit ihr. Noch heute fehlt Greta jeden Freitag. Dann demonstriert sie vor dem Parlament: Dafür, dass Politiker, aber auch ganz normale Bürger den Klimawandel endlich ernst nehmen. Nicht nur reden, sondern auch handeln, das Energiesystem und ihren Lebensstil grundlegend ändern.

“Die Erwachsenen haben versagt”, sagt die junge Schwedin im Gespräch mit dem Spiegel. “Sie sagen, der Klimawandel ist eine Bedrohung für uns alle, aber dann leben sie einfach so weiter wie bisher. Wir müssen selbst aktiv werden.”

Allein ist Greta Thunberg längst nicht mehr. An diesem Freitag wollen Kinder und Erwachsene in rund 100 schwedischen Städten vor die Rathäuser ziehen: für das Klima, nach Gretas Vorbild. Auch in Belgien, Frankreich, Finnland und Dänemark sind Protestaktionen geplant.

Australiens Premierminister in Rage

Und in Australien, wo das Great Barrier Reef verheerende Bleichen erlebt hat und die Mitte-rechts-Regierung trotzdem weiter die Kohleindustrie unterstützt, haben in dieser Woche mehrere Tausend Schüler geschwänzt und gestreikt für das Klima. In der Hauptstadt Canberra zogen sie vor das Parlament, nach Gretas Vorbild.

Schon die Ankündigung der Proteste brachte Australiens Premierminister Scott Morrison auf die Palme. “Wir wollen mehr Lernen und weniger Aktivismus in der Schule”, zürnte der rechtskonservative Politiker. “Die Kinder sollten zur Schule gehen.” Woraufhin Greta Thunberg twitterte: “Sorry Mr Morrison. Können wir nicht erfüllen.”

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