In der Oblast Kiew wüten derzeit Waldbrände, die auch die Sperrzone um das ehemalige Kernkraftwerk Tschernobyl betreffen. Die Feuerwehrkräfte in der Region haben es teilweise geschafft, die Flammen einzudämmen.
In der radioaktiv belasteten Sperrzone um das Atomkraftwerk Tschernobyl ist ein Waldbrand ausgebrochen. Laut dem Gouverneur des Gebiets Kiew, Ruslan Krawtschenko, brennt eine Fläche von etwa 20 Hektar. Die radioaktive Hintergrundstrahlung bleibe jedoch innerhalb der Norm, so die Angaben. Mehr als 200 Einsatzkräfte, darunter 50 Soldaten, kämpfen derzeit gegen die Flammen und haben es bereits geschafft, das Feuer einzugrenzen.
Es wird jedoch weiterhin vor einer stärkeren Rauchentwicklung gewarnt, die aufgrund des Waldbrandes sowie zusätzlicher Torfbrände im Kreis Browary, östlich von Kiew, zu erwarten ist. Die Behörden empfehlen der Bevölkerung in betroffenen Gebieten, Fenster geschlossen zu halten und Aufenthalte im Freien zu vermeiden, um möglichen Gesundheitsgefahren durch den Rauch vorzubeugen.
Angaben zur genauen Brandursache fehlen bislang. Angesichts der aktuellen Wetterbedingungen – hohe Temperaturen und anhaltende Trockenheit – besteht im gesamten nördlichen Teil des Gebiets Kiew eine erhöhte Brandgefahr, die bereits seit mehreren Wochen andauert und die Region anfällig für weitere Brände macht.
Die Region Tschernobyl ist seit der Nuklearkatastrophe im Jahr 1986 weltweit bekannt. Damals kam es zum schwersten Unfall der Geschichte in einem Atomkraftwerk, als im vierten Reaktor des sowjetischen Kraftwerks eine Explosion stattfand, die radioaktives Material in die Atmosphäre freisetzte.
Aufgrund der Strahlenbelastung wurde ein Gebiet von etwa 30 Kilometern um das Kraftwerk herum komplett gesperrt, und Zehntausende Menschen mussten evakuiert und dauerhaft umgesiedelt werden. Trotz der anhaltenden Strahlengefahr blieb das Gebiet auch in den letzten Jahrzehnten von geopolitischer Bedeutung.
Als russische Truppen im Februar 2022 in die Ukraine einmarschierten, nutzten sie das weitgehend unbewohnte Sperrgebiet, das sich entlang der Grenze zu Belarus erstreckt, als Route für ihren Vorstoß in Richtung Kiew. Diese Route ermöglichte es den russischen Truppen, näher an die ukrainische Hauptstadt zu gelangen, die nur etwa 80 Kilometer von der Grenze entfernt liegt. Seit dem Abzug der russischen Truppen im April 2022 hat die Ukraine die militärische Überwachung in diesem Gebiet verstärkt, um mögliche weitere Bedrohungen abzuwehren, insbesondere da Belarus ein enger Verbündeter Russlands ist.