Eigenartige Ansammlung von heißem Wasser im Pazifik tötete eine Million Seevögel

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Die Ergebnisse einer neuen Studie über den Tod von einer Million Seevögeln sind erschreckend.

Auf der Grundlage neuer Forschungsergebnisse, die zeigen, dass sich die Weltmeere rasch erwärmen, haben Wissenschaftler in der vorigen Woche mitgeteilt, dass ein riesiger Bereich mit warmem Wasser im nordöstlichen Pazifik, dem man den Namen “the Blob” [“der Klecks”] beigegeben hat, für den Tod von etwa einer Million Seevögeln verantwortlich ist.

Die in der Fachzeitschrift PLOS ONE veröffentlichte Kreuzgutachten-Studie wurde von einem Forscherteam von US-Bundes- und Landesbehörden, Naturschutzverbänden und Universitäten durchgeführt. Sie führen das Massensterben auf den “Blob”, eine Hitzewelle im Meer zurück, die sich ab 2013 zu bilden begann und 2015 durch das als El Niño bekannte Wetterphänomen noch intensiver geworden war.

“Etwa 62.000 tote oder sterbende Mauersegler (Uria aalge), der dominante fischfressende Seevogel des Nordpazifiks, wurden zwischen Sommer 2015 und Frühjahr 2016 an Stränden von Kalifornien bis Alaska an Land gespült”, heißt es in der Studie. “Die meisten dieser Vögel waren stark abgemagert und es wurden bisher keine Hinweise auf irgend etwas anderes als Hunger gefunden, um dieses Massensterben zu erklären. Drei Viertel der Vögel wurden im Golf von Alaska und der Rest an der Westküste gefunden.”

In Anbetracht der Tatsache, dass frühere Studien gezeigt haben, dass “nur ein Bruchteil der Vögel, die auf See sterben, normalerweise an Land gespült wird”, haben die Forscher die Zahl der Todesopfer auf eine Million geschätzt.

“Das Ausmaß und der Umfang dieser Störung sind ohne Beispiel”, so sagte der Hauptautor der Studie, John Piatt, Forschungsbiologe am Alaska Science Center des US Geological Survey und außerordentlicher Professor an der Universität von Washington, in einer Erklärung. “Es ist erstaunlich und alarmierend, und eine dringende Warnung vor den enormen Auswirkungen, die eine anhaltende Erwärmung des Ozeans auf das Meeresökosystem haben kann.”

Eine neue Studie über den Tod von 1 Million Seevögeln sollte Ihnen Angst einjagen …

Piatt und Julia Parrish, Co-Autorin der Studie und Professorin an der Universität von Washington, erklärten, dass das Team der Ansicht sei, dass der “Blob” mit seinem warmen Wasser – über Hunderte von Kilometern hinweg – die Nahrungsversorgung in der Region einschränkte und das Verhungern der Vögel verursachte.

“Sie können sich das wie einen Ansturm auf die Lebensmittelgeschäfte zu einer Zeit vorstellen, in der die Lieferungen zu den Geschäften nicht mehr so oft kommen”, sagte Parrish. “Wir glauben, dass die Gefahr für die gewöhnlichen Mauersegler – neben der Hitzewelle im Meer selbst – ein Druck auf das Ökosystem war: weniger Futterfische und kleinere Beutetiere im Allgemeinen, während gleichzeitig die Konkurrenz durch große Fischräuber wie Zander, Pollack und Pazifischen Kabeljau stark zugenommen hat.

Piatt fügte hinzu, dass “der Nahrungsbedarf von großen kommerziellen Grundfischen wie Kabeljau, Seelachs, Heilbutt und Seehecht mit der während des Blob beobachteten Erwärmung dramatisch zunehmen dürfte,  und da sie weitgehend die gleiche Beute fressen wie Mauersegler, hat diese Konkurrenz wahrscheinlich das Problem der Nahrungsversorgung der Vögel  verschärft und zu ihrem Massensterben durch Verhungern geführt”.

Der Fernsehsender CNN, berichtete am vergangenen Donnerstag über die Studie:

Die Ansammlung von heissem Wasser erschütterte demnach die Bevölkerung der Mauersegler. Aufgrund unzureichender Nahrung hatten Brutkolonien in der gesamten Region jahrelang Probleme bei der Fortpflanzung, heißt es in der Studie. Nicht nur war der Bevölkerungsrückgang dramatisch, sondern die Mauersegler konnten diese Zahlen auch nicht mehr durch Nachwuchs auffüllen.

In der Brutsaison 2015 brachten drei Kolonien nicht ein einziges Küken zur Welt. Diese Zahl stieg in der Saison 2016 auf 12 Kolonien – und in Wirklichkeit könnte sie sogar noch höher sein, da die Forscher nur ein Viertel aller Kolonien überwachen.

Thomas Frölicher, ein Klimaforscher an der Universität Bern in der Schweiz, der an der neuen Studie nicht beteiligt war, diskutierte mit InsideClimate News den Zusammenhang des Blobs mit dem vom Menschen verursachten planetaren Notfall.

“Es war die bislang größte Meereshitzewelle”, sagte Frölicher und weist auch darauf hin, dass sich die Häufigkeit solcher Ereignisse in den letzten Jahrzehnten verdoppelt hat. “Normalerweise sind wir an Hitzewellen über Land gewohnt. Sie sind viel kleiner und halten nicht so lange an. Im Ozean dauerte diese Hitzewelle zwei oder drei Jahre.”

Frölicher warnte: “Wenn wir in einem Szenario mit hohen Treibhausgasemissionen weitermachen, werden diese Hitzewellen bis zum Jahr 2100 50-mal häufiger sein als in vorindustriellen Zeiten.” Selbst wenn die internationale Gemeinschaft ein emissionsarmes Szenario gemäß dem Pariser Klimaabkommen erreichen würde, träten die Meereshitzewellen immer noch 20-mal häufiger auf.

“Das bedeutet, dass sie in einigen Regionen zu permanenten Hitzewellen werden”, fügte er hinzu. “Dies gibt uns einen Einblick in die Zukunft.”

Die Veröffentlichung der Studie – von der die Autoren erwarten, dass sie die Forschung über andere Sterblichkeitsereignisse im Zusammenhang mit Hitzewellen im Meer voranbringen wird – erfolgte nur wenige Wochen nachdem Wissenschaftler der Universität von Washington festgestellt hatten, dass sich im Pazifik vermutlich “Blob 2” zu bilden beginnt, also eine nachfolgende Meereshitzewelle. Diese Entdeckung war für die Forscher eine “ziemliche Überraschung”.

Der Universitätsklimatologe Nick Bond erklärte gegenüber den lokalen Medien: “Der ursprüngliche Blob war so ungewöhnlich und stand über den üblichen Schwankungen des Klimas und der Meerestemperaturen, dass wir dachten, dies wird etwas sein, das wir wohl für längere Zeit nicht wieder erleben werden.'”

 

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