Anonymous will Nestlé gehackt haben – Nestlé will nichts davon wissen

Nestlé bestreitet, von Anonymous gehackt worden zu sein, und behauptet, selbst versehentlich ein Datenleck gehabt zu haben - aber es wird den Verkauf von Kit Kats und Nesquik an Russen einstellen

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Nestlé bestreitet, von Anonymous gehackt worden zu sein, und behauptet, selbst versehentlich ein Datenleck gehabt zu haben – aber es wird den Verkauf von Kit Kats und Nesquik an Russen einstellen.

UPDATE: Es wurde nur eine Stichprobe von Daten mit mehr als 50.000 Nestlé-Geschäftskunden veröffentlicht.
Der Leak kann hier heruntergeladen werden: https://gofile.io/d/kyFj0A (Kein Virus entdeckt) Derzeit beträgt das Gewicht 10 GB im SQL-Format.

Der Krieg in der Ukraine sorgt auch im Netz für klare Fronten: Weil viele Unternehmen trotz der Angriffe weiterhin in Russland Geschäfte machen, warnte das Hacker-Kollektiv Anonymous mit Vergeltung. Das prominenteste Beispiel ging zwar nach hinten los, blieb aber nicht ohne Effekt.

Das Hacker Kollektiv Anonymous kämpft während des Ukraine Konflikts gegen Russland und hat schon hunderte russische Nachrichtenseiten, Regierungsseiten und sogar die Seite des russischen Geheimdienstes lahmgelegt. Desweiteren haben Sie russische TV-Kanäle gehacht und Kriegsbilder von der russischen Invasion gesendet.

Geht es um den Krieg in der Ukraine, fällt es den meisten Menschen in Europa nicht schwer, sich für eine Seite zu entscheiden. Entsprechend groß ist das Unverständnis, dass manche westliche Unternehmen in Russland Business as usual betreiben. Die Hacker von Anonymous wollten das nicht durchgehen lassen. Und setzten eine klare Frist.

Anonymous will Nestlé gehackt haben – Nestlé will nichts davon wissen

Die Unternehmen hätten 48 Stunden, um sich aus Russland zurückzuziehen, sonst würden Konsequenzen drohen, kündigte Anonymous am späten Sonntagabend an. Dabei ließ man keinen Zweifel, an wen sich die Drohung konkret richtete: Eine Grafik zeigte die Logos aller Firmen, die sich angesprochen fühlen sollten. Darunter Fastfood-Ketten wie Burger King und Dunkin Donuts, die Hotelkette Marriotts aber auch Digitaldienstleister wie Cloudflare oder der Öl-Konzern Chevron. Und auch der Lebensmittel-Gigant Nestlé.

Hack oder nicht?

An Nestlé wollten die Hacker dann offenbar zeigen, dass sie ihre Drohungen ernst meinten. “Die Hacker-Gruppe Anonymous hat 10 Gigabyte an Daten des Schweizer Unternehmens Nestlé veröffentlicht. Das ist eine Vergeltungsmaßnahme für die weiter laufenden Geschäfte des Unternehmens in Russland”, hieß es gestern auf einem großen Anonymous-Account bei Twitter. Unter den Daten befinden sich demnach E-Mails, Passwörter und Daten von 50.000 Kunden.

Doch so klar wie Anonymous es darstellt ist die Sache wohl nicht. Denn der Angriff fand laut Nestlé gar nicht statt. Der behauptete Hack entbehre jeder Grundlage, erklärte das Unternehmen der “Handelszeitung”. Eine interne Untersuchung habe keinerlei Anzeichen für das Eindringen in das System belegen können. Auch die vermeintliche Beute sei gar keine: Es handele es sich um Testdaten, die bereits im Februar versehentlich öffentlich einsehbar online gestellt worden seien, so das Unternehmen. Nach Ansicht der IT-Sicherheit seien daher keine weiteren Maßnahmen notwendig, erklärte Nestlé.

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Nestlé reagiert: Kein Kitkat in Russland

Nestlé war ins Visier der Hacker geraten, weil der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj den Großkonzern explizit dafür kritisiert hatte, seine Geschäfte in Russland weiter zu führen. Ganz ohne Effekt blieb das nicht: Der auch vor dem Krieg wegen zahlreicher Geschäftspraktiken in der Kritik stehende Konzern kündigte am Mittwoch an, zahlreiche Marken wie Kitkat und Nesquik aus dem russischen Markt zu nehmen. Man wolle nur noch lebensnotwendige Produkte wie Babynahrung und medizinische Produkte dort anbieten, so der Konzern. Den Vorwurf, mit seinen Steuern in dem Land indirekt den Krieg zu finanzieren, wehrte der Konzern ab: Weil man in Russland in nächster Zeit nicht mit Gewinnen rechnen könne, müsste man dort auch keine Steuern zahlen, heißt es in dem Statement. Falls doch Gewinne erzielt würden, wolle man sie spenden.

Anonymous hat sich indes schon in die nächste Aktion gestürzt: Man habe Tausende Drucker in Russland gekapert, erklärte das Kollektiv. Darüber habe man in Unmengen von russischen Haushalten Anleitungen zur Nutzung freier Medien über den Anonymisierungs-Dienst TOR ausgedruckt.

Zusätzlich gab es ein Bastel-Blatt, dass dem russischen Präsidenten Wladimir Putin wenig gefallen würde: Die abgebildeten vier Schweinen lässt sich mit drei Knicken neu zusammensetzen – und zeigen dann sein Gesicht.

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