Weltweit Plastik adé? Raupen der Wachsmotte fressen Plastik

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Wie der „Zufall“ es will – oft fallen uns Lösungen einfach so zu. Zahlreich bereits auch in der Wissenschaft. Wie in diesem Fall, in dem eine spanische Forscherin eine Raupenart entdeckt, die Plastik frisst. Ist damit unser globales Plastik-Problem gelöst?

Federica Bertocchini ist Biologin und arbeitet für das Institut für Biomedizin und Biotechnologie an der Universidad de Canaria. Beruflich beschäftigt sie sich mit Hühnerembryos und privat ist sie Hobby-Bienenzüchterin. Das brachte sie nun zu einer interessanten Entdeckung.

Bei der Säuberung eines Bienenstocks habe sie zu Hause im nordspanischen Santander plötzlich „dieses Würmchen“ entdeckt.

„Es ernährt sich von Pollenresten und ist für uns Imker wie die Pest.“ Sie warf die Larven genervt in eine Plastiktüte. Und siehe da: „Sie waren aus der Plastiktüte entkommen obwohl sie geschlossen war und als ich nachsah, sah ich, dass die Tüte voller Löcher war. Es gab nur eine Erklärung: Die Würmer hatten die Löcher gemacht“, sagt Bertocchini.

Von da an war ihre Neugierde geweckt. Ihre Beobachtung war der Anfang der wissenschaftlichen Erforschung der Raupen.

Was macht diese Entdeckung so wichtig?

Polyethylen (PE) ist der weltweit am meisten verwendete Kunststoff: Pro Jahr werden etwa 80 Millionen Tonnen PE hergestellt. Der Kunststoff wird für Verpackungen aller Art verwendet, zum Beispiel Plastiktüten, Frischhaltefolie, Getränkekarton-Beschichtungen und Flaschen.Wie alle anderen herkömmlichen Kunststoffe wird auch PE in der Regel auf Basis von Erdöl produziert, ist nicht biologisch abbaubar und braucht bis zu 400 Jahre um zu zerfallen.

Zumindest ist das bis jetzt so; die weitere Erforschung der Raupe der Großen Wachsmotte könnte das vielleicht ändern. Die Wissenschaftlerin und ihre Kollegen begannen, die Würmer zu beobachten. Und tatsächlich: Das Verhalten der Larven war kein Einzelfall. Die Raupen der Großen Wachsmotte (Galleria mellonella) können eine handelsübliche Plastiktüte relativ zügig zersetzen. Sie fressen den wohl am häufigsten verwendeten und biologisch kaum abbaubaren Kunststoff Polyethylen (PE). Wegen der hohen Zersetzungsgeschwindigkeit habe der Fund „Potenzial für bedeutende biotechnologische Anwendungen“, schreiben die Forscher im Fachmagazin „Current Biology“, die sich ihre Entdeckung bereits haben patentieren lassen.

Plastik ist ein globales Problem. Heutzutage findet man überall Abfall, auch in Flüssen und Ozeanen. Insbesondere Polyethylen ist sehr robust und sehr schwierig auf natürliche Weise abzubauen,“antwortet Bertocchini.

In zahlreichen Experimenten testete sie gemeinsam mit dem Forscherteam, wie effizient die Würmer beim biologischen Abbau von PE wirklich sind. Das Ergebnis: 100 Wachswürmer sind in der Lage 92 Milligramm PE in 12 Stunden abzubauen. Das sei ein enorm schneller Abbau, so Bertocchini.

Den Forschern zufolge ist die Zusammensetzung von Bienenwachs der von PE nicht unähnlich. Sie vermuten, dass so die Fähigkeit der Raupe entstanden ist, die Substanzen zu verdauen.

„Wir vermuten, dass für diese schnelle Zersetzung ein Molekül oder Enzym verantwortlich ist, das wir zu isolieren versuchen werden.“

Dieses Enzym könne man dann in großem Umfang produzieren und es nutzen, um Plastikmüll abzubauen, hofft die Wissenschaftlerin. Im nächsten Schritt wollen die Wissenschaftler dieses Enzym nun finden, isolieren und es in vitro (im „Reagenzglas“) in größerem Maßstab zu produzieren. Im Idealfall könnte das der Beginn einer neuen Technologie sein, die Plastik endlich erfolgreich beseitigen kann.

Die Ergebnisse und Fortschritte dieser Entdeckung zu beobachten, ist auf jeden Fall enorm wichtig. Denn wie spektakulär wäre es, wenn es auf diese natürliche Weise gelingt, das weltweite Problem mit Plastik dadurch zu lösen!

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