Tansania plant für diesen Sommer die Abholzung von 150.000 Hektar seines größten Waldgebietes

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Tansania wird ein 3-Milliarden-Dollar-Abholzungsprojekt inmitten des Selous Wild-Reservates durchführen – Teil des UNESCO-Weltkulturerbes und eines der bedeutendsten Wildtiergebiete Afrikas.

An siebzehn lokale Unternehmen wurden nach Ausschreibung Aufträge zur Rodung von 1.500 Quadratkilometern (150.000 ha) Gelände erteilt – geschätzte 2,6 Millionen Bäume mit einem voraussichtlichen Wert von 62 Millionen Dollar. Die geschätzte Dimension des Entwaldungsprojekts in Tansania macht, zum Vergleich, mehr als das Doppelte der Fläche Berlins aus.

Der Urwald von Tanzania.

Mehr als 2,6 Millionen Bäume im Naturschutzgebiet stehen in diesem Sommer vor der Fällung.

Ziel ist es, dem Wasserkraftprojekt Stiegler’s Gorge Platz zu machen, bei dem der größte Staudamm in Tansania entlang des Flusses Rufiji errichtet werden soll.

Mit einer Höhe von 130 Metern und einer Ausdehnung von 700 Metern über den Stiegler Canyon soll der Damm einen 1.500 Quadratkilometer großen See bilden. Eine Fläche, die etwa doppelt so groß ist wie das Gebiet der Stadt Berlin, wird abgeholzt und unter Wasser verschwinden.

Mitten im Regenwald in Tanzania – Wie aus einem Traum…

Naturschutzorganisationen wie der World Wildlife Fund (WWF) und die Internationale Union für Naturschutz (IUCN) sowie das UNESCO-Weltkulturerbe-Komitee (WHC) haben seit dem Bekanntwerden der Pläne für den Staudamm im Jahr 2009 Bedenken geäußert und konsequent die Einstellung des Projekts gefordert.

Die IUCN nannte das Projekt “schwerwiegend fehlerhaft”, während das WHC seine “äußerste Besorgnis” zum Ausdruck brachte, da das Staudammprojekt “mit hoher Wahrscheinlichkeit schwere und irreversible Schäden” verursachen werde.

Das Reservat ist eines der ältesten und größten der Welt, erstreckt sich über eine Fläche von 54.600 Quadratkilometern und ist ein wichtiger Zufluchtsort für Elefanten, Löwen, Schwarze Nashörner und Giraffen sowie den vom Aussterben bedrohten afrikanischen Wildhund sowie weiteren Arten.

Im vergangenen Jahr ergaben Statistiken, dass das Reservat in den letzten 30 Jahren 95 % seiner Elefanten verloren hat, und die geplante Abholzung mit der damit verbundenen Entwicklung würde die Zerstörung des natürlichen Lebensraums der Tiere und eine Zunahme der Wilderei zur Folge haben – wie es bereits in anderen Teilen Afrikas der Fall ist.

Die Naturschutzorganisation Rainforest Rescue erklärte dazu: “Die Auswirkungen des Damms würden stromabwärts entlang des Rufiji-Flusses und des Deltas sowie in einem der größten Mangrovenwälder der Welt zu spüren sein. Es würde die Existenz von 200 000 Menschen, insbesondere Kleinbauern und Fischern, gefährden.“

Der größte Mangrovenwald Ostafrikas würde durch den Entzug von Wasser zerstört werden.

Der Regenwald in Tanzania ist das Zuhause vieler großer und kleiner Tierarten.

Laut einem WWF-Bericht würde der Damm die meisten der geschätzten 16,6 Millionen Tonnen Sedimente und Nährstoffe, die der Fluss jedes Jahr transportiert, abfangen, was zu Bodenerosionen und zum Absterben von Seen und Ackerland stromabwärts führte.

Das Rufiji-Delta, in dem Fisch-, Krabben- und Garnelenfischerei betrieben wird, sowie der größte Mangrovenwald Ostafrikas würden durch den dort entstehenden Wassermangel ebenfalls ausgetrocknet und zerstört werden.

Der Bau des Staudamms könnte die Lebensgrundlage von über 200.000 Menschen beeinträchtigen

Alles in allem könnte der Bau des Staudamms laut WWF der Existenz von über 200.000 Bauern und Fischern massiv schaden.

Das Selous Wildlife Reserve ist eines der letzten Wildnisgebiete Afrikas (Foto: Essiential Destinations)

Tansanias Präsident John Magufuli, der 2015 teilweise aufgrund seiner Erfolge beim Straßen- und Infrastrukturbau gewählt wurde, sagte, dass der Damm und der daraus resultierende Stausee nur 3 Prozent des Selous-Reviers ausmachen würden und fügte hinzu, dass er nicht auf Kritiker höre, die “ohne Fakten” sprächen.

Nun hat er offiziell angekündigt, dass der Bau im Juli beginnen wird. Die tansanische Regierung sucht derzeit nach Investoren.

Laut WWF ist die Finanzierung des Staudamms noch nicht gesichert, und es ist unklar, welche Unternehmen den Staudamm überhaupt bauen werden.

Die Regierung drängt jedoch darauf, mehr als 2,6 Millionen Bäume in dem Gebiet zu fällen, das vom Damm überflutet würde. Nach Angaben des WWF hat die Forstbehörde Tansanias gerade einen Ausschreibungswettbewerb für die Abholzung abgeschlossen.

Selous Reservat in Tansania. Diese Fläche, die doppelt so groß wie Berlin ist, wird in diesem Sommer von 17 Unternehmen abgeholzt

“Die tansanische Regierung will Fakten vor Ort schaffen”, sagte Kirchgatter. “Sie wollen demonstrieren, dass sie entschlossen sind, diesen Staudamm zu bauen, und in der Lage sind, das Land entwickeln.”

Nach tansanischem Recht ist das Abholzen in Wildreservaten verboten, und ein Staudamm kann nur nach einer angemessenen Umweltverträglichkeitsprüfung gebaut werden, die laut WWF nicht abgeschlossen ist. Der Bau eines Damms in einem zum Weltkulturerbe gehörenden Gebiet wäre zudem ein Verstoß gegen die UNESCO-Vorschriften.

“Es ist nicht einmal klar, ob sie es schaffen werden, den Damm überhaupt zu bauen. Aber der Holzeinschlag wird ein riesiges Naturschutzgebiet bereits vollständig zerstören, unabhängig davon, ob der Damm am Ende gebaut wird oder nicht“, sagte Kirchgatter.

Elefanten im Seoul Reservat

Die UNESCO reagierte auf die Ausschreibung und bekräftigte ihre Besorgnis über den geplanten Bau des Staudamms.

„Als 1982 das Selous Game Reserve in die Liste des Weltkulturerbes aufgenommen wurde, erkannte die internationale Gemeinschaft dessen herausragende universelle Bedeutung an. Es ist eines der größten verbliebenen Wildnisgebiete Afrikas mit relativ ungestörten ökologischen und biologischen Prozessen und außergewöhnlicher Artenvielfalt.

In einer Reihe von Beschlüssen, die in den letzten zehn Jahren gefasst wurden, hat der Ausschuss seine Besorgnis hinsichtlich der potentiellen Schäden an den Werten des Standortes erklärt, die sich aus dem Wasserkraftdamm Stiegler’s Gorge am Rufiji-Fluss innerhalb des Weltnaturerbes Selous Game Reserve ergeben könnten”, so eine Erklärung der UNESCO vom 12. Dezember.

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Verweise:

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