Gesetzeslücke: So fahren immer mehr Deutsche gratis E-Auto

Deutsche Autokunden sind auf eine Gesetzeslücke gestoßen, die es ihnen ermöglicht, ein halbes Jahr mit dem E-Auto zum Nulltarif zu fahren.

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Bis zu 9570 Euro Förderung gibt es beim Kauf eines E-Autos. Damit das Klima besser wird, die Luft sauberer. Durch eine Lücke im Gesetz nutzt die Förderprämie auch Leuten, die einfach nur ein günstiges neues Auto fahren wollen, bezahlt vom Steuerzahler! Wer geschickt ist, fährt quasi umsonst – oder verdient sogar Geld dabei.

Immer mehr Autokäufer nutzen die Förderung für Elektroautos, um quasi kostenlos für mehrere Monate Auto zu fahren. Wobei das lediglich für den Fahrzeughalter gilt – denn den eigentlichen Preis für die gewiefte Methode übernimmt die Allgemeinheit. Für die Nutznießer dagegen seien vereinzelt sogar Gewinne möglich.

Elektroauto-Förderung ermöglicht Autofahren zum Nulltarif – Und so funktioniert‘s

Dabei nutzen die Autokäufer eine Gesetzeslücke.

Und so funktioniert der Trick: Nach dem Kauf eines Autos mit E-Antrieb muss das Auto ein halbes Jahr gefahren werden, um die Umweltprämie (6.000 Euro vom Staat, 3.000 Euro plus Mehrwertsteuer vom Hersteller) zu kassieren. Kurz danach verkaufen die gewieften Autofahrer ihren Wagen erneut – und das oft ohne Verlust, wie die „Bild“ berichtet.

Nach dieser gesetzlich vorgeschriebenen Mindestbetriebszeit für die Förderung wird das E-Auto als Gebrauchtwagen weiterverkauft. Der Wertverlust ist bei wenigen Tausend Kilometern Laufleistung schließlich noch nicht allzu hoch. Das Elektroauto landet aber in der Regel nicht auf dem heimischen Gebrauchtwagenmarkt, sondern dort, wo Fahrzeuge noch teurer sind als in Deutschland – wie Skandinavien. Dort können die Modelle dann zu einem stolzen Preis wieder verkauft werden.

Die Bild besuchte einen Gebrauchtwagenhändler in Mönchengladbach, der sein Unternehmen komplett auf den Vertrieb von Elektroautos umgestellt habe. Ankauf hierzulande, Verkauf ins Ausland lautet das Geschäftsmodell. Ein Blick auf dessen Website bestätigt, dass sich der Händler darauf spezialisiert hat: „Besonders im Ausland – allen voran Dänemark – können für Ihr gebrauchtes Model 3 lukrative Preise erzielt werden. Jedoch sind hier wie so oft einige Tücken versteckt“, heißt es auf der Webseite.

Ein Beispiel wird ebenfalls herangezogen – von einem Tesla Model 3, der im Jahr 2020 neu zugelassen wurde und 6000 km Laufleistung habe. Abzüglich Elektroauto-Förderung koste der Wagen hierzulande 54.670 Euro – in Dänemark lautet der Angebotspreis 57.750 Euro – macht einen Gewinn von mehr als 3000 Euro, nur weil der deutsche Staat mit seiner Förderprämie in die Bresche springt. Das Portal berichtet außerdem von einem VW e-Up, der für 11.000 Euro gekauft wurde und für den in Dänemark 14.000 Euro geboten wurde.

Elektroauto-Prämie der Bundesregierung: Umweltbonus mit kurzer Mindesthaltedauer

In den Fördervoraussetzungen des Bundesamtes für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) heißt es: „Das Fahrzeug muss im Inland mindestens sechs Monate auf die Antragstellerin/den Antragsteller erstzugelassen sein.“ Legal ist die Praxis eines Weiterverkaufs ins Ausland also. Bleibt jedoch der moralische Aspekt: Ist die Privatisierung von öffentlichen Geldern in diesem Fall gerechtfertigt?

„Die kurze Mindesthaltedauer führt ja nicht nur dazu, dass Kunden fast kostenlos ein Auto fahren können. Das unterstützt auch den Autohandel, der ja unter Corona sehr gelitten hat“, rechtfertigt Autohändler Sascha Schmitz diese Vorgehensweise. Jedoch erwähnt er auch, dass aus Sicht des Steuerzahlers eine längere Mindesthaltedauer wünschenswert wäre.

Statt ein Elektroauto für den Erhalt der Prämie lediglich sechs Monate fahren zu müssen, könnte die zeitliche Anforderung des Förderprogramms auf ein oder zwei Jahre erweitert werden. Dann wäre die Gesetzeslücke geschlossen. (PF)

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