Deutschland erlebt einen ungewöhnlichen Anstieg schwarzer Schlangensichtungen – besonders in Nordrhein-Westfalen. Doch was wie eine neue Gefahr aussieht, ist in Wahrheit ein natürlicher Effekt mit harmloser Ursache.
In deutschen Gärten und Wäldern kommt es vermehrt zu Sichtungen einer besonderen Schlangenart: schwarze, bis zu einem Meter lange Tiere, die laut Meldungen immer häufiger in Erscheinung treten. Besonders betroffen scheint Nordrhein-Westfalen zu sein, wo allein in den vergangenen vier Wochen über 50 Anfragen zur Identifikation dieser Tiere bei der Wildnisschule Ruhrgebiet eingingen. Die plötzliche Häufung sorgt für Verunsicherung in der Bevölkerung.
Harmloser als gedacht
Bei den Tieren handelt es sich jedoch nicht um eine neue oder gefährliche Art, sondern um die heimische Ringelnatter – in einer genetisch veränderten, sogenannten melanistischen Form. Diese Tiere erscheinen komplett schwarz, da ihnen die typische gelbliche Halszeichnung fehlt.
Viele Menschen verwechseln die schwarze Variante mit einer giftigen Schlange, etwa der Kreuzotter. Doch Experten geben Entwarnung: Die Ringelnatter ist völlig ungefährlich für den Menschen. Sie ist weder giftig noch aggressiv und flieht in der Regel sofort, wenn sie gestört wird.
“Wir erleben momentan viele Anfragen, weil die schwarze Farbe für viele bedrohlich wirkt”, erklärt Martin Maschka von der Wildnisschule Ruhrgebiet. “Dabei sind diese Tiere scheu, nützlich und äußerst wichtig für unser Ökosystem.”
Klimawandel fördert Ausbreitung
Ein Grund für die zunehmende Sichtbarkeit dieser Tiere liegt in der Klimaveränderung. Durch die gestiegenen Temperaturen haben sich die Lebensbedingungen für die Ringelnatter deutlich verbessert. Regionen wie Nordrhein-Westfalen, in denen die Schlange früher seltener war, bieten inzwischen ein ähnliches Klima wie südliche Bundesländer.
“Die Ringelnatter ist eierlegend und benötigt wärme Bodenbedingungen zur Fortpflanzung. Diese sind nun auch in Teilen Mitteldeutschlands gegeben”, so Maschka. Dadurch kann sich die Art weiter ausbreiten, was zu vermehrten Sichtungen insbesondere in naturnahen Gärten führt.
Verhalten bei Begegnung
Wer einer schwarzen Schlange im Garten begegnet, sollte nicht in Panik geraten. Die Tiere stellen keine Gefahr dar. Es genügt, Abstand zu halten und sie in Ruhe zu lassen. In den meisten Fällen zieht sich das Tier nach kurzer Zeit zurück.
Das Einfangen, Vertreiben oder gar Töten der Tiere ist übrigens verboten. Die Ringelnatter steht unter Naturschutz. Wer unsicher ist, kann sich an lokale Naturschutzstellen oder Fachstellen wie die Wildnisschule wenden.
Ein wichtiger Teil unserer Natur
Auch wenn Schlangen oft mit Angst und Abneigung verbunden sind, erfüllen sie eine zentrale Rolle im Ökosystem. Ringelnattern ernähren sich hauptsächlich von Amphibien wie Fröschen oder Kröten und regulieren so auf natürliche Weise deren Population. Darüber hinaus sind sie selbst Teil der Nahrungskette und dienen Greifvögeln oder Störchen als Beute.
“Wer eine Schlange sieht, darf sich glücklich schätzen”, sagt Maschka. “Denn das ist ein Zeichen dafür, dass die Natur in diesem Gebiet funktioniert.”
Fazit
Die Zunahme schwarzer Schlangen in Deutschland ist kein Grund zur Sorge, sondern Ausdruck eines funktionierenden Naturhaushalts unter veränderten klimatischen Bedingungen. Aufklärung, Ruhe und Respekt vor der Natur helfen dabei, friedlich mit diesen faszinierenden Tieren zusammenzuleben.