Wie ausgediente Mobiltelefone zur Rettung des Regenwaldes beitragen können

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Yopher Whites verbringt viel Zeit damit, in den Wald zu gehen und darüber nachzudenken, wie schnell wir ihn verlieren könnten. Dabei hat er sogar bereits ein blaues Auge bekommen, weil er von schwingenden Ästen im Gesicht getroffen wurde.

Das ist aber nur ein kleines Beispiel dafür, was der junge Ingenieur auf sich zu nehmen bereit ist, um die globale Entwaldung zu stoppen. Whites, Gründer der gemeinnützigen Rainforest Connection mit Sitz in San Francisco, hat eine einfache, aber geniale Strategie entwickelt: Mit alten Handys auf die Geräusche der Zerstörung zu lauschen.

Wälder verschwinden weltweit, und rasend schnell: Waldgebiete, die insgesamt halb so groß wie die Fläche Englands sind, gehen jedes Jahr verloren. Der Amazonas hat in den letzten vier Jahrzehnten fast ein Fünftel seiner Regenwalfläche verloren.

Der Verlust der Wälder trägt wesentlich zu den Treibhausgasemissionen bei

Waldverluste schaden nicht nur der Tierwelt, darunter viele Arten, die nirgendwo sonst vorkommen, sondern sind auch ein wichtiger Faktor für die Entstehung von Treibhausgasemissionen, die den Klimawandel schüren und etwa 17 Prozent der weltweiten Jahressumme ausmachen.

“Ich wusste zu Beginn nichts darüber”, so Whites, der seinen Weg im Jahr 2011 begonnen hatte, als er ins indonesische Borneo reiste, um dem schwindenden Bestand der Gibbon-Affen zu helfen.

“Irgendwie dachte ich, es geht um den Schutz der kleinen Gebiete und Tiere”, sagte er kürzlich gegenüber der Umweltschutzorganisation National Geographic. “Aber nein, die Entwaldung ist eigentlich einer der größten Verursacher des Klimawandels.”

Zwischen 50 und 90 Prozent der Abholzung, die in den Regenwäldern der Welt stattfindet, ist laut Whites illegal, doch das Erkennen von Motorsägen und anderen Geräuschen im Zusammenhang mit dieser Aktivität kann schwierig sein, da die Luft bereits von den vielen anderen Geräusche in der Natur erfüllt ist.

So hat er also ein System entwickelt, in dem er ein Handy so aufrüstet, dass es durch Solarzellen aufgeladen bleibt, ein zusätzliches Mikrofon anbringt… und es lauschen lässt. Nun kann das Gerät die Geräusche von Kettensägen fast eine Meile entfernt erkennen.

Und ob man es glauben mag oder nicht, der Handyempfang ist im Regenwald oft gar nicht so schlecht. Wenn man oben im Dach der Bäume ist, “kann man tatsächlich ein Signal aus ziemlich großer Entfernung empfangen”, sagt Whites, der auch bei National Geographic mitarbeitet.

Wenn unsere Wälder sterben, sterben auch wir

Erster Erfolg

Da es nicht machbar ist, dass ständig jemand den Geräten zuhört, fügte er einige “herkömmliche Datenanalysen” hinzu, damit die Computer der Handys den Klang einer Motorsäge von anderen Geräuschen im Wald unterscheiden können.

Auf diese Weise kann sein Gerät die Abholzungsaktivität automatisch erkennen und eine Warnmeldung an die Behörden senden, die feststellen können, ob es illegal ist, und dann den Vorgang gegebenenfalls stoppen. Am zweiten Tag des Ausprobierens der Idee in Sumatra, Indonesien, haben Whites und Förster den Lärm von Motorsägen im Wald gehört. Sie gingen zu der Stelle, von der die Geräusche kamen, erwischten illegale Holzfäller auf frischer Tat und forderten sie auf, damit aufzuhören.

Whites weist darauf hin, dass er nicht allein in diesem Kampf ist: Unzählige Menschen und Organisationen arbeiten unermüdlich daran, das Verschwinden von Wäldern zu verhindern. Zum Beispiel sind Gruppen von Einheimischen besonders aktiv im Waldschutz, sagt Whites.

„Wenn man ihnen einfach dabei hilft, ihre Bemühungen effektiver zu gestalten, können wir beim Kampf gegen den Klimawandel wirklich etwas bewirken. Es könnte der billigste und schnellste Weg sein, um ihn zu stoppen.“

Auf neue Kanäle einstellen

In den letzten zwei Jahren hat der Einsatz seiner Überwachungsgeräte auf der ganzen Welt zugenommen, sagt Whites. Bisher wurden sie in Kamerun, Ecuador, Peru und Brasilien eingesetzt und werden bald auch in Bolivien zum Einsatz kommen.

Es geht nicht nur darum, Abholzungsaktivitäten akustisch aufzuspüren. Dieselbe Technologie, die den Lärm einer Kettensäge erkennt, kann auch die Geräusche von Vögeln erkennen. Aus diesem Grunde sieht Whites in seinen Waldaufzeichnungen ein potenzielles Instrument für die Wissenschaft. Er drängt Biologen und Ökologen dazu, sein Überwachungssystem überall einzusetzen, sei es ein abgelegener Wald oder ein Stadtpark in London.

“Je mehr wir über diese Orte lernen”, so führt er, aus “desto leichter wird es sein, sie zu schützen.”

Verweise:

 

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