2,6 Millionen Vögel werden in der autonomen spanischen Region Andalusien jedes Jahr durch Erntemaschinen aus Olivenbäumen gesaugt und dabei getötet.
Im traditionellen Anbau werden die Oliven tagsüber von Menschenhand von den Bäumen geschüttelt. Um die teuren Erntehelfer einzusparen, werden in Spanien, Portugal, Italien und Frankreich jedoch immer mehr Erntetraktoren eingesetzt.
Typische Singvögel wie Rotkehlchen, Grünfinken und Bachstelzen zählen laut der Junta de Andalucia, der Regionalregierung von Andalusien, zu den zahlreichsten Opfern dieser verwerflichen Praxis.
Millionen von Singvögeln werden jedes Jahr mit den Oliven aus den Bäumen gesaugt und während der nächtlichen Olivenernte in der Mittelmeerregion getötet, so warnen Forscher.
In den Wintermonaten suchen zahlreiche gesetzlich geschützte Vögel aus Mittel- und Nordeuropa Zuflucht im Mittelmeerraum.
Nachts halten sie sich in Olivenbüschen auf, während industrielle Erntemaschinen eingesetzt werden, um die Bäume von ihren Früchten zu befreien (misslicherweise dauert die Erntezeit von Oktober bis Januar).
Das grelle Licht der Maschinen blendet und verwirrt die Vögel. Anstatt instinktiv vor den Maschinen zu fliehen, versuchen sie, die Gefahr auszusitzen und werden dabei “in katastrophalem Ausmaß” von der gewaltigen Saugkraft der Maschinen erfasst und in sie hineingezogen, warnen die Forscher. In jedem Ernteanhänger können sich danach bis zu 100 tote Vögel befinden.
“Die Einsatz der Maschinen tagsüber wäre in Ordnung, da die Vögel während des Betriebs sehen und entkommen können“, sagte die leitende Forscherin Vanessa Mata vom in Portugal ansässigen Forschungszentrum für Biologische Vielfalt und genetische Ressourcen gegenüber der britischen Zeitung The Independent.
Rotkehlchen
Grünfink
Bachstelze
Buchfink
Kohlmeise
Stieglitz
Amsel
Star
Blaumeise
“Während der Nacht verwenden sie jedoch sehr starke Lichter, welche die Vögel verwirren und zu ihrem Tod führen, wenn sie vom Traktor ‘eingesaugt’ werden.”
Laut der im Magazin ‘Nature’ veröffentlichten Korrespondenz werden die Bäume nachts abgestreift, weil die kühleren Temperaturen dazu beitragen sollen, den aromatischen Geschmack der Oliven zu bewahren.
Frankreich und Italien praktizieren dies ebenfalls, es sind jedoch keine konkreten Zahlen bekannt.
Martin Harper, der Naturschutzdirektor des RSPB, sagte: „Die Zahl der Ackerlandvögel in Europa ist in den letzten drei Jahrzehnten um 55 Prozent gesunken. Dies ist ein weiteres schockierendes Beispiel dafür, wie sich moderne landwirtschaftliche Praktiken auf unsere Vogelpopulationen auswirken, einschließlich von Zugvöeln, welche durch die Region queren.”
Die andalusischen Behörden haben empfohlen, diese Praktik einzustellen, doch wenn in den nächsten Monaten keine bindenden Gesetze verabschiedet werden, wird das “Massaker“ im Oktober erneut beginnen, warnen die Forscher.
Durch die maschinelle Ernte bei Tageslicht wäre das eigentlich leicht zu verhindern, doch die Bauern sind nicht besonders interessiert, denn sie verdienen nur zu gut zusätzliches Geld am Vogelmord.
Denn das ist das besonders Perfide: Das Absaugen der Vögel ist den Erntern durchaus willkommen. So generieren sie Schwarzeinnahmen, da ein großer Teil dieser getöteten Vögel an die ländliche Gastronomie verkauft wird, die sie als ‘pajarito frito’ auf die Speisekarten setzt.
Frankreich, Italien und Portugal müssen überhaupt erst noch Maßnahmen ergreifen.
“Lokale Regierungen sowie lokale, nationale und internationale Gemeinschaften müssen dringend die Auswirkungen diserer Praxis bewerten und Schritte unternehmen, um sie zu beenden”, sagte Dr. Mata.
Bewusste Verbraucher können schon jetzt sicher gehen, dass für ihr Öl keine Vögel totgesaugt wurden. Auf italienischem Öl besagt die Bezeichnung “FAO GIAHS” (Globally Important Agricultural Heritage System), dass diese Oliven von Hand geerntet wurden. Damit unterstützt man Betriebe, die einem schonenden traditionellen Umgang mit der Natur verpflichtet sind und keine Vögel töten.