Titelbild: Die Auswirkungen von Fukushima – Links eine Wildkatze mit tumorartigen Mutationen aus der Westküste der USA – Rechts ein Wildlachs mit Krebstumoren aus der Westküste Kanadas
Nur sechs Jahre nach der Fukushima Katastrophe hat die Europäische Kommission im Dezember 2017 die Aufhebung von Importbeschränkungen für einzelne Produkte aus der Landwirtschaft und Fischerei aus Japan beschlossen.
Für Reis, der in der Region Fukushima angebaut wird, ist künftig kein Nachweis von Strahlungskontrolle mehr erforderlich. Gleiches gilt für Produkte aus der Fischerei aus anliegenden Gebieten rund um Fukushima, sowie für Obst und Rindfleisch.
Strahlenwerte nach sieben Jahren immer noch exorbitant
Auch sieben Jahre nach dem dramatischen Reaktorunglück warnt Greenpeace vor den immer noch immens hohen Strahlenwerten. In umliegenden Gemeinden wurde stellenweise Radioaktivität gemessen, die bis zum Hundertfachen über den international für die Bevölkerung geltenden Grenzwerten liegt. Die hohe Radioaktivität wird mindestens bis ins Jahr 2050 und vermutlich noch bis ins nächste Jahrhundert ein erhebliches Risiko in der Region darstellen.
Dennoch hat die EU-Kommission die Importbeschränkungen für Lebensmittel aus Fukushima aufgehoben. Die Messergebnisse von über 900.000 Lebensmittelproben sprachen eine eindeutige Sprache. Besonders in Nahrungsmitteln ist die Radioaktivität extrem konzentriert. Forscher, die Lebensmittel untersuchten, konzentrierten sich vor allem auf Cäsium-137 Mengen. Direkt nach dem Unglück war die radioaktive Belastung in tierischen Produkten noch relativ gering. Doch mit der Zeit stieg sie extrem stark an. Schon im Frühsommer 2011 lagen die Werte weit jenseits der gesetzlichen Grenzwerte. Auch die Maximalwerte in Gemüsen sind von Jahr zu Jahr gestiegen.
Strontium lagert sich in Knochen ein
Wissenschaftler empfehlen japanischen Strahlenschutzexperten, sich nicht nur auf Messungen von Cäsium-137 zu konzentrieren, sondern auch Strontium-90 einzubeziehen. Denn Strontium ähnelt chemisch dem Calcium und wird daher besonders leicht vom Körper aufgenommen und in Knochen eingelagert.
Auch nach sieben Jahren ist die Gefahr in Fukushima noch lange nicht gebannt. Zwar wurde ein Teil der abgebrannten Brennstäbe inzwischen geborgen und in anderen Gebäuden verstaut. Teile des Bodens um die Meiler wurden mit Beton übergossen und die Reaktorgebäude weitgehend abgedeckt. Es wird zwar weniger Radioaktivität freigesetzt, als in den vergangenen sieben Jahren. Doch auf dem Gelände von Fukushima lagern Hunderttausende von Behältern mit abgetragenem, kontaminierten Boden. Wie lange die Behälter dicht bleiben, ist fraglich. Und täglich kommen neue Behälter dazu.
Tausende Liter radioaktiven Wasser strömen in den Ozean
Zudem sickert noch immer Löschwasser aus den verstrahlten Reaktoren ins Grundwasser, welches schließlich im pazifischen Ozean landet. Zwar konnte der tägliche Zustrom verseuchten Wassers insgesamt gesenkt werden. Dennoch strömt seit sieben Jahren radioaktiv verseuchtes Wasser in den Pazifischen Ozean.
Zudem gibt es noch ein weiteres Problem: Um das radioaktiv verseuchte Wasser, das ins Meer strömt zu filtern, wurden Filteranlagen gebaut. Jedoch nicht alle radioaktiven Stoffe können herausgefiltert werden. Die Regierung hat für das Problem des nicht filterbaren Tritiums noch keine Lösung gefunden. „Experten“ rieten aber dazu, tritiumhaltiges Wasser zu verdünnen und langsam ins Meer abzuleiten.
Erst voraussichtlich im Frühherbst wird die Fukushima-Betreiber Firma Tepco in der Lage sein, den dritten geschmolzenen Kernbrennstoff zu bergen. Die japanische Regierung hat inzwischen begonnen, immer mehr Gebiete um Fukushima wieder zu Besiedelung freizugeben. Ehemalige Bewohner werden aufgefordert, wieder zurückzukehren. Die meisten Menschen sind bislang dieser Aufforderung nicht gefolgt. Nur ein Fünftel soll zurückgekehrt sein.
Fukushima macht Werbung für „Delikatessen“
Nach der Aufhebung des Importverbots für Lebensmittel macht Fukushima nun in Frankreich und Großbritannien Werbung für Obst, Reis und Rindfleisch aus der verstrahlten Region. Bei einer Werbeveranstaltung in Frankreich wurden Reis und Obst zur Verkostung verteilt, auch an Kinder. Verarbeitete Produkte aus Fukushima müssen zudem nicht gekennzeichnet werden. Auch in London warb der Gouverneur aus Fukushima für Reis und Rindfleisch aus dem verstrahlten Gebiet. Reis wird nun nach Frankreich exportiert und die Lieferungen an Großbritannien steigen wieder.
Obwohl noch immer täglich Tausende Liter verseuchten Grundwassers ins Meer laufen, hat die EU-Kommission beschlossen, das Importverbot für Lebensmittel und Fisch aus Fukushima aufzuheben. Nicht nur in der Region um Fukushima herum ist der Ozean radioaktiv verseucht. Durch die Meeresströmung hat sich die Radioaktivität im gesamten Pazifischen Ozean ausgebreitet. Die Folgen sind sicht- und messbar.
Radioaktives Wasser verseucht USA und Kanada
Tierärzte in den USA beklagen hohe Zahlen kranker Wildtiere. Seehunde und Seelöwen sterben in Massen an amerikanischen und kanadischen Küsten. Bei Eisbären, Seehunden und Walrossen an der Küste Alaskas wurden zunehmend offene Wunden beobachtet. Die Küstenbevölkerung, die gerne Fisch und Meeresfrüchte isst, macht sich Sorgen um ihre Gesundheit. Wissenschaftler entnahmen 2016 an verschiedenen Stränden Meereswasserproben und stellten eine Kontamination mit Cäsium 134 fest. Auch im Landesinneren von Kanada gelegenen Seen hatten Forscher des Projekts Fukushima InFORM in Rotlachsen Cäsium 134 festgestellt.
Welche Katastrophe der Super-Gau von Fukushima weltweit angerichtet hat, scheint die japanische Regierung zu ignorieren. Produkte aus der Region Fukushima werden weiterhin exportiert. Nach Angaben der New York Times wurde radioaktiv verstrahlter grüner Tee von Tokio nach Hongkong verschifft.
Nun hat auch die EU den Import von Produkten aus Fukushima zugelassen. Dem Verbraucher bleibt so nur noch die Möglichkeit, japanische Produkte zu vermeiden und sich genau über die Herkunft der genannten Lebensmittel zu informieren.
Quelle: https://www.auwi-bayern.de/Asien/Japan/export-import-statistik.html
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